Das Wichtigste in Kürze:
Die Versorgungssicherheit in der Schweiz mit Gas ist im Moment stabil, und auch für die Industrie ist genügend Gas vorhanden, auch wenn die Preise in den vergangenen Tagen aufgrund der aktuellen Entwicklung nochmals sehr stark gestiegen sind. Es ist nicht auszuschliessen, dass Russland die Gaslieferungen nach Europa noch weiter drosselt.
Die betroffenen Länder können im Moment die ausfallenden Gasmengen anderweitig am Markt beschaffen. Im Hinblick auf den kommenden Winter stellt sich jedoch allenfalls das Problem, dass die europäischen Gasspeicher nicht wie geplant gefüllt werden können. Noch kann in Deutschland weiterhin Gas eingespeichert werden; die aktuellen Füllstände dürften demnächst 60 Prozent erreichen, was für diese Jahreszeit ein sehr guter Wert ist. Um auf eine weitere Drosselung von Gaslieferungen aus Russland vorbereitet zu sein, hat Deutschland Massnahmen angekündigt, um den Einsatz von Gas in der Industrie zu senken. Zudem wird die Bevölkerung aufgerufen, Gas zu sparen.
Die Schweizer Gaswirtschaft beschafft das Gas auf den Märkten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Wenn in diesen Ländern zu wenig Gas vorhanden ist, könnte das auch in der Schweiz zu Versorgungsengpässen führen.
Eine Task Force von Vertretern der Bundesbehörden, Gaswirtschaft und Energielieferanten, angeführt vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG), legte am 29. Juni dem Bundesrat ein Detailkonzept zur Winterversorgung 2022/23 vor. Das Konzept sieht eine Beschaffung von 15 Prozent der ordentlichen Beschaffung in der Form von Speichermengen sowie einer Überdeckung mit dem Erwerb von Optionen in der Höhe von 6 TWh vor. Es dient dazu, die Folgen eines allfälligen Ausfalls russischer Gaslieferungen zu minimieren. Statt alle Lieferanten zu entsprechenden Massnahmen zu verpflichten, wurden aus pragmatischen Gründen stellvertretend die fünf regionalen Gasnetzbetreiber verpflichtet, die Massnahmen umzusetzen.